Heimatmuseum Obing

Das kleine Museum, das Ihnen die Geschichte von Obing zeigt

Grabfunde in Thalham

Besitzer und Leihgeber:    Georg Zierer

Dokumentation:                  Wilhelm Charlier und Norbert Reiche, Grabungsleiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalschutz

Zeitraum:                             Mitte des 7. Jahrhunderts

Funddatum:                         September bis November 1987

Was wurde in Thalham gefunden?

Im Zuge einer Kiesgrubenerweiterung im Jahr 1987 wurden beim Abtrag der Humusdecke und der darunter liegenden Rotlage menschliche Gebeine gefunden. Nach Aussagen des Stadlerbauerns wurden bereits zwischen 1930 und 1940  des öfteren beim Kiesabbau „Boandl und Eisenglump“ gefunden.

Es wurden vier Gräber gefunden

Grab 1

Skelett eines männlichen Individuums

Beigaben:

  • 80 cm langes und max 5 cm breites Sax
  • 3 cm langes Messerchen aus Eisen
  • Pfeilspitze aus Eisen
  • Anoxidierte Keramikstücke

Grab 2

Skelett eines jugendlichen Individuums

Beigaben:

  • keine

Grab 3

Skelett eines weiblichen Individuums

Beigaben:

  • Messerchen aus Eisen mit leicht gebogenem Rücken
  • Gürtelschnalle aus Eisen
  • Randscherbe

Grab 4

Doppelbestattung

Beigaben:

  • Glasperlen und Kleinstperlen aus versilbertem Bronzeblech

  •  Ohrring-Anhänger aus Goldblech

  •  Gold-Drahtring und Golddraht-Ohrring mit Anhänger

     

Die Funde wurden zunächst im damals üblichen Verfahren archiviert und in der Archäologischen Staatssammlung bzw. im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege gelagert. 1 Sax wurde dem Grundbesitzer Georg Zierer übergeben, 1 Sax und die Spatha wurden dem Heimatmuseum Obing übergeben. Die Grabbeigaben sind auch nach intensiver Suche bei den staatlichen Stellen nicht mehr auffindbar.

Saxfunde in Thalham

Sax (Leihgabe von Georg Zierer)Sax (Leihgabe von Georg Zierer)

Diplom-Restauratorin Katharina Meier zu Verl hatte auch noch zwei Saxe und zwei Sparthafragmente (Teile einer Waffe) im Gepäck. Saxe sind einschneidige Hiebschwerter aus dem frühen Mittelalter. Sie gehören zu einem Fund, der in der Kiesgrube bei Thalham gemacht wurde. Dort war im Bereich des jetzigen Waldrandes eine mittelalterliche Siedlung. Diese Teile werden in einer Glasvitrine zur Schau gestellt.

Grabbeigaben im Frühmittelalter
Im europäischen Frühmittelalter wurden den Verstorbenen wichtige Teile der Habe mit in das Grab gegeben. Bei den Frauen gehört dazu die Kleidung, von der sich meist nur Metallbestandteile wie Gewandnadeln (Fibeln), Schnallen, Schuhschnallen oder Wadenbinden erhalten haben. Außerdem Schmuck, also etwa Ohrringe, Perlenketten oder Ringe; außerdem Kästchen oder Spinnwirtel. Zur Ausstattung der Männer gehören oft Waffen wie Spatha, Sax, Axt, Schild oder Pfeil und Bogen; von der Kleidung sind oft die Gürtelschnallen erhalten. Zu den Beigaben, die Frauen und Männern gemeinsam sind, gehören Utensilien für die Körperhygiene wie Kämme, Waschschüsseln aus Bronze sowie Keramik- und Glasgefäße für Speise und Trank.

Sax
Der Sax (auch Scramasax) war eine einschneidige Hiebwaffe, die in verschiedenen Varianten von der vorrömischen Eisenzeit bis ins Hochmittelalter in Mitteleuropa und Nordwesteuropa verbreitet war.

Spatha (Schwert)
Die Spatha (Plural Spathae, lateinisch für „Breite Klinge“) ist ein zweischneidiges, vorwiegend zum Hieb konzipiertes, einhändig geführtes Schwert mit gerader Klinge. Diese Schwertform existierte etwa vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum Ende des Frühmittelalters.


Dokumentation des Grabfundes