Kripperlausstellung von Michael Hofstetter
Michael Hofstetter aus Obing baut fast jedes Jahr eine neue Krippe
VON CHRISTL AUER
Obing – Der 16-jährige Michael Hofstetter aus Obing baut schon seit seiner Kindheit mit Begeisterung Kripperl. Mittlerweile hat er schon sechs Herbergen mit entsprechender Besetzung, die zum Teil weit über die Weihnachtszeit hinaus Saison haben.
„Apfent, Apfent“ – wer kennt sie nicht, die lustige Geschichte, in der sich Brontosaurus, Donald Duck oder Batman im weihnachtlichen Kripperl tummeln, weil ein kleiner Lausbub die etablierten Krippenfiguren beim Spielen beschädigt hat und sie kurzerhand durch Utensilien aus seiner Spielzeugkiste ersetzt. Michael Hofstetter kann darüber herzhaft lachen. Auch er war mal ein Lausbub, doch der Asterix wäre ihm nie in den weihnachtlichen Stall gekommen. Dazu ist ihm die Geschichte vom Jesuskind zu bedeutungsvoll.
Schon von klein auf hat ihn das Kripperl im elterlichen Wohnzimmer oder bei der Oma fasziniert. „Nicht nur wegen der Tiere, sondern auch wegen des kleinen Kindes im schlichten Futtertrog“, sagt er und erinnert sich noch gerne daran, dass er bei der Oma immer mit den Figuren spielen durfte. Jahre später habe sie ihm die Krippe dann geschenkt und gesagt: „Mach was draus“.
Das erste Kripperl entstand aus einer Wurzel, die Michael Hofstetter im Wald gefunden hat
Der damals Achtjährige nahm die Großmutter beim Wort. Erst erweiterte er den Bestand, später reifte in ihm die Idee, selbst eine Krippe zu bauen. Sein Erstlingswerk entstand dann aus einer Wurzel, die er beim Waldspaziergang gefunden hatte. Papa Ernst half, mit der Motorsäge einen Bogen aus dem Holzblock zu schneiden und nach einigen Schmirgelarbeiten und dem Anbringen einer geschnitzten Treppe für Besucher aus dem Morgenland war die Heilige Familie einzugsbereit.
Seither hat Michael Hofstetter jedes Jahr eine neue Krippe gebaut. Ausführung und Design steigerten sich dabei stetig, denn die liebevoll gezimmerten Holzställe oder Gipsgebäude sind mit vielen Details ausgestattet und auch wohnlich eingerichtet. Ob groß oder klein – die Heilige Familie findet bei ihm überall Platz. Wirklich überall: So wurde beispielsweise auch eine Laterne zum tragbaren Kripperl ausgebaut.
Mittlerweile hat der Schüler einen ganzen Kellerraum mit seinen weihnachtlichen Herbergen und den zugehörigen Landschaften belegt. Seine gleichaltrigen Spezln hätten nicht so den Draht zur Weihnachtsgeschichte, „aber von meinen Kripperln sind sie dennoch angetan“, freut sich Hofstetter.
Aktuell ist das Bauwerk, das er in der neunten Klasse im Rahmen der Projektarbeiten im Bereich Technik gebaut hat, in der Hauptkrippenlandschaft zu sehen. Doch auch alle anderen Ställe samt Christkindl und übriger Besetzung sind – wenn auch ein wenig untergeordnet – im Einsatz und können jederzeit eingewechselt werden. Und auch für die Abschlussarbeit in der zehnten Klasse ist ein Krippengebäude mit zugehörigen Nebengebäuden bereits in Arbeit. Von seinem ersten Lehrlingsgehalt möchte der angehende Brauer dann einige der Kunstharzfiguren durch geschnitzte Krippenfiguren ersetzen.
Im Gespräch mit dem 16-Jährigen wird schnell klar, dass die Weihnachtskrippe für ihn weit mehr ist, als eine adventliche Dekoration, die zur weihnachtlichen Grundausstattung gehört. Aus einem tiefen christlichen Glauben heraus ist für ihn die dreidimensionale Inszenierung der Frohen Botschaft ein Symbol für Hoffnung und Menschlichkeit. Das Kripperl mache die Wartezeit auf Weihnachten erlebbar und schenke so viel Vorfreude auf das, was passiere. Der König komme auf die Welt, der Erlöser sei geboren und man sehe die glücklichen Gesichter der Heiligen Familie, erzählt der langjährige Ministrant.
Schon früh habe er sich für kirchliche Dienste und die Kirchenmusik interessiert. Mittlerweile lernt er auch Orgelspielen, weil das mächtige Instrument ihn begeistere. Bei geistlichen Liedern und auch beim Kripperl bauen und Herrichten könne er gut entspannen, verrät der Obinger. Es bereite ihm Freude, Szenen aus dem Evangelium darzustellen. Das mache die Krippe lebendig.
Nicht verwunderlich also, dass die göttliche Herberge beinahe das ganze Jahr über Saison hat. Gerne spannt er dabei den Bogen zu seiner bayerischen Heimat. So sind auf der Krippenlandschaft mit Gebirge, Wiesen und schmalen Wegen, neben Hirten, Schafen, Kamelen, Ochs und Esel auch Senner und Sennerin, eine schwarzbunte Kuh, ein Bär oder Rehe zu entdecken.
Zwei Wochen vor Advent beginnt die eigentliche Aufbauarbeit. Moos, Eicheln, Baumrinden, Zapfen und Steine hat Michael Hofstetter bereits im Sommer gesammelt. Sie zieren mit anderen Pflanzen die Landschaft. Mit der Verheißung der Geburt Christi durch den Erzengel beginnen Michael Hofstetters Krippengeschichten. Anschließend machen sich Maria und Josef dann auf Herbergssuche und von Osten her nähern sich langsam die drei Weisen aus dem Morgenland, bis sich die Vorhersehung dann erfüllt.
Für Hofstetter ist dann aber noch lange nicht Schluss. Während viele um Mariä Lichtmess, Anfang Februar, ihre Krippe abbauen, baut der Obinger um. In seiner Passions- oder Fastenkrippe stellt er die Beschneidung Jesu und die Ereignisse rund um die Karwochen bis zum letzten Abendmahl und seiner Kreuzigung dar. Über den Sommer gehen dann einige Bauern auf den Feldern der Modelllandschaft ihrer Arbeit nach, bis dann schließlich im Herbst die eigentlichen Krippengeschichten wieder beginnen.