Ausstellung des Künstlers Horst Breitenherdt
Horst Breitenherdt
1960- 2020
Genau genommen hat meine künstlerische Karriere bereits vor 60 Jahren begonnen - auch wenn zunächst nichts daraus wurde. 1960 war ich 13 Jahre alt, ein richtiger Lausbub - und ich zeichnete gerne, vor allem Karikaturen von meinen Lehrern und von Ritterburgen.
Pfarrer Baier, meinem Lehrer im Religionsunterricht an der Volksschule in Obing, gefielen meine Zeichnungen und Aquarelle, und er ermutigte mich dann auch zu anderen Motiven. Im Religionsunterricht ließ er mich oft bildliche Darstellungen von Bibelszenen an die Schultafel zeichnen.
Einige meiner Zeichnungen und Aquarelle hatte Pfarrer Baier längere Zeit bei sich im Pfarrhaus aufbewahrt und ausgehängt. Aus heutiger Sicht ist dies umso erstaunlicher, als ich evangelisch bin, und die Gräben zwischen den ,Katholen' und den ,Evangelen' zu dieser Zeit teilweise tief waren.
Pfarrer Baier war so von meinem Talent überzeugt, dass er eine Verbindung zur Porzellanmanufaktur Nymphenburg herstellte und meinen Eltern nahelegte, mich dort zum Porzellanmaler ausbilden zu lassen.
Davon wusste ich allerdings zu dieser Zeit nichts, erst an meinem 60. Geburtstag erzählte mir meine Mutter davon. Meine Eltern hatten es die ganzen Jahre vor mir verheimlicht. Dieser Berufsweg war aus ihrer Sicht nicht gewollt, weil ,brotlose Kunst', und auch finanziell für sie nicht machbar. Stattdessen gab man mich im Alter von 14 Jahren in die Lehre zu einem Elektriker.
So landete ich - künstlerisch gesehen - erstmal in einer Sackgasse. Losgelassen hat sie mich aber nie, die Kunst. Familiengründung und Berufsleben, Verantwortungen und Verpflichtungen des Lebens ließen mir eigentlich keine Zeit. Trotzdem gab ich das Zeichnen nicht auf. Eine berufliche Weiterbildung habe ich mir sogar durch den Verkauf meiner Zeichnungen finanzieren können.
Erst im reiferen Alter konnte ich durchschnaufen und der Kunst so nach und nach mehr Platz in meinem Leben einräumen. In Ausbildungen bei verschiedenen Künstlern, wie z. B. Erik Aspöck oder Tom Kree, und an Kunstakademien habe ich mich geschult und weiterentwickelt. Der Funke, der dieses Feuer wieder entfacht hatte, war die Gründung des Künstlerduos zweierkunst zusammen mit Dana Wagner, einer Künstlerin aus dem äußersten Westen der Republik, die inzwischen in ihrer neuen Heimat Oberbayern lebt und arbeitet. zweierkunst ist mir ein künstlerisches Zuhause geworden aufgrund der dort gelebten Vielseitigkeit und Offenheit.
Mein künstlerisches Vorangehen und Schaffen hat seitdem enorm Fahrt aufgenommen, und so bin ich heute mit großem Dank in der Lage, im Rahmen dieser Ausstellung einen Querschnitt durch mein Oeuvre zu zeigen.
Der Dank gilt heute speziell Pfarrer Baier, meinen Mentor in Kindertagen, dessen Glaube an mich und mein Talent nachhaltig in meinem Leben gewirkt hat. 1960 nahm meine Kunst in Obing ihren Anfang und 60 Jahre später kehre ich nun mit meiner Kunst nach Obing zurück.
Für mich ist nicht wichtig, dass mein Weg über viele Umwege geführt hat. Wichtig ist das, was ich als Künstler mit meinen Bildern und Skulpturen sagen und vermitteln möchte. Nur das Objekt und die künstlerische Arbeit stehen im Mittelpunkt des Betrachters, nicht der Lebenslauf. Denn: Kunst ist die intensivste Form des Individualismus, die die Welt kennt, sagte einst Oscar Wilde ...
... und zweierkunst ist der Meinung:
Kunst muss nicht schön sein - darf es aber. Sie darf erschreckend sein, interessant sein, nachdenklich machen, berühren, Widerspruch hervorrufen. Sie darf beruhigen und sie darf bezaubern, Licht und Schatten zeigen. Kunst ist grenzenlos - Kunst ist Leben.
In diesem Sinne wünsche ich allen Besuchern meiner Ausstellung im Haus der Vereine in Obing ein einzigartiges Kunsterlebnis, nachdenklich und vergnüglich gleichermaßen.